3.1 Prinzipien, Annahmen und Konzepte der Buchhaltung beschreiben und ihre Beziehung zu Finanzberichten
Die Grundlagen der Buchhaltung​
Die Buchhaltung basiert auf Prinzipien, Annahmen und Konzepten, die Konsistenz, Genauigkeit und Vergleichbarkeit gewährleisten. Diese grundlegenden Elemente leiten, wie Transaktionen erfasst werden und wie Finanzberichte erstellt werden. In Luxemburg sind diese Prinzipien in PCN-Standards und rechtliche Anforderungen integriert.
Buchhaltungsprinzipien​
Abbildung 3.1: Expanded Accounting Equation Visual
ASSETS
(Actif)
────────
Increase: Debit
Decrease: Credit
Normal Balance: Debit
=
LIABILITIES + EQUITY
(Passif) (Capitaux Propres)
───────── ───────────────────
Increase: Share Capital: Credit
Credit Retained Earnings: Credit
Decrease: Erträge: Credit
Debit Aufwendungen: Debit
Normal: Withdrawals: Debit
Credit Normal Balance: Credit
Alternativtext: Visual representation of the expanded accounting equation showing Aktiva on the left with debit increases and credit decreases, and Passiva plus Eigenkapital on the right, with Eigenkapital broken down into Share Capital (credit), Retained Earnings (credit), Erträge (credit), Aufwendungen (debit), and Withdrawals (debit), showing how each component affects the equation balance.
Das Kostenprinzip​
Das Kostenprinzip besagt, dass Vermögenswerte zu ihren ursprünglichen Kosten (historische Kosten) erfasst werden sollten, nicht zu ihrem aktuellen Marktwert.
Warum es wichtig ist:
- Bietet eine objektive, ĂĽberprĂĽfbare Grundlage fĂĽr die Erfassung
- Verhindert subjektive Bewertung
- Gewährleistet Konsistenz
Beispiel: Marie kauft Küchenausstattung für 15.000 €. Sie sollte zu 15.000 € (Kosten) erfasst werden, nicht zu ihrem aktuellen Marktwert von 12.000 € oder potenziellem Wiederverkaufswert.
Luxemburgische Anwendung: PCN verlangt, dass Vermögenswerte zu Kosten erfasst werden. Abschreibungen reduzieren den Buchwert im Laufe der Zeit, aber die ursprünglichen Kosten bleiben die Grundlage.
Das Ertragsrealisierungsprinzip​
Das Ertragsrealisierungsprinzip besagt, dass Erträge erfasst werden sollten, wenn sie verdient werden, nicht unbedingt, wenn Geld erhalten wird.
Warum es wichtig ist:
- Stimmt Erträge mit der Periode überein, in der sie verdient wurden
- Bietet ein genaues Bild der Leistung
- Folgt der Periodenrechnung
Beispiel: Marie erbringt Catering-Dienstleistungen im November, erhält aber die Zahlung erst im Dezember. Die Erträge sollten im November erfasst werden, wenn die Dienstleistung erbracht wurde.
Luxemburgische Anwendung: Luxemburg folgt der Periodenrechnung. Erträge werden erkannt, wenn sie verdient werden, unabhängig vom Zeitpunkt des Geldeingangs.
Das Periodenabgrenzungsprinzip​
Das Periodenabgrenzungsprinzip besagt, dass Aufwendungen in derselben Periode erfasst werden sollten wie die Erträge, die sie mitgeholfen haben zu generieren.
Warum es wichtig ist:
- Bietet ein genaues Maß für die Rentabilität
- Stimmt Kosten mit zugehörigen Erträgen überein
- Zeigt die wahre Leistung fĂĽr jede Periode
Beispiel: Marie kauft im November Zutaten, die verwendet werden, um Mahlzeiten zuzubereiten, die im November verkauft werden. Die Kosten der Zutaten sollten als Aufwand im November erfasst werden, passend zu den Erträgen aus diesen Mahlzeiten.
Luxemburgische Anwendung: PCN-Aufwandskonten (Klasse 6) werden mit Ertragskonten (Klasse 7) in derselben Periode abgeglichen.
Der Vollständigkeitsgrundsatz​
Der Vollständigkeitsgrundsatz verlangt, dass alle Informationen, die das Verständnis der Nutzer von Finanzberichten beeinflussen könnten, offengelegt werden müssen.
Warum es wichtig ist:
- Bietet ein vollständiges Bild
- Ermöglicht fundierte Entscheidungen
- Gewährleistet Transparenz
Beispiel: Wenn Maries Restaurant eine anhängige Klage hat, muss dies in den Anmerkungen zu den Finanzberichten offengelegt werden, auch wenn das Ergebnis ungewiss ist.
Luxemburgische Anwendung: Anmerkungen zu Finanzberichten (Annexe) mĂĽssen alle wesentlichen Informationen enthalten, die von PCN und luxemburgischem Recht verlangt werden.
Buchhaltungsannahmen​
Die Annahme der Wirtschaftseinheit​
Die Annahme der Wirtschaftseinheit besagt, dass ein Unternehmen von seinen EigentĂĽmern und anderen Unternehmen getrennt ist.
Warum es wichtig ist:
- Hält Geschäfts- und persönliche Transaktionen getrennt
- Ermöglicht genaue Geschäftsberichterstattung
- Erforderlich fĂĽr rechtliche Einhaltung
Beispiel: Maries persönlicher Lebensmitteleinkauf sollte nicht mit den Lebensmitteleinkäufen des Restaurants vermischt werden. Es sind getrennte Einheiten.
Luxemburgische Anwendung: Auch Einzelunternehmen müssen getrennte Geschäftsunterlagen führen. Dies ist besonders wichtig für Steuerzwecke.
Die Fortführungsprinzip-Annahme​
Die FortfĂĽhrungsprinzip-Annahme geht davon aus, dass ein Unternehmen auf unbestimmte Zeit weiterbetrieben wird und nicht in naher Zukunft liquidiert wird.
Warum es wichtig ist:
- Ermöglicht, Vermögenswerte zu Kosten (nicht Liquidationswert) zu erfassen
- Ermöglicht Abschreibungen über die Nutzungsdauer
- Grundlage fĂĽr langfristige Planung
Beispiel: Marie erfasst ihre Ausstattung zu Kosten und schreibt sie ĂĽber ihre Nutzungsdauer ab, in der Annahme, dass das Restaurant weiterbetrieben wird.
Luxemburgische Anwendung: Finanzberichte werden unter der Annahme der FortfĂĽhrung erstellt, es sei denn, es gibt gegenteilige Beweise.
Die Periodenrechnungs-Annahme​
Die Periodenrechnungs-Annahme teilt Geschäftsaktivitäten in spezifische Zeiträume (Monate, Quartale, Jahre) für Berichtszwecke ein.
Warum es wichtig ist:
- Ermöglicht periodische Finanzberichterstattung
- Ermöglicht Leistungsvergleiche
- Erforderlich fĂĽr rechtliche Einhaltung
Beispiel: Marie erstellt monatliche Finanzberichte, um die Leistung zu verfolgen, auch wenn das Unternehmen kontinuierlich arbeitet.
Luxemburgische Anwendung: Luxemburgische Unternehmen müssen Jahresabschlüsse erstellen. Viele erstellen auch monatliche oder vierteljährliche Berichte für das Management.
Die Geldeinheit-Annahme​
Die Geldeinheit-Annahme besagt, dass nur Transaktionen erfasst werden, die in Geldbeträgen ausgedrückt werden können.
Warum es wichtig ist:
- Bietet eine gemeinsame MaĂźeinheit
- Ermöglicht Aggregation und Vergleich
- Praktische Einschränkung
Beispiel: Marie erfasst Verkäufe in Euro (€). Sie erfasst "guten Kundenservice" nicht als Vermögenswert, auch wenn er Wert hat.
Luxemburgische Anwendung: Alle luxemburgische Buchhaltung erfolgt in Euro (€), der offiziellen Währung.
Buchhaltungskonzepte​
Periodenrechnung vs. Kassenrechnung​
Periodenrechnung:
- Erfasst Transaktionen, wenn sie auftreten (Erträge, wenn verdient, Aufwendungen, wenn entstanden)
- Erforderlich fĂĽr die meisten Unternehmen in Luxemburg
- Bietet ein genaueres Bild der Leistung
Kassenrechnung:
- Erfasst Transaktionen, wenn Geld erhalten oder gezahlt wird
- Einfacher, aber weniger genau
- Generell nicht erlaubt fĂĽr Unternehmen in Luxemburg (auĂźer sehr kleine Betriebe)
Luxemburgische Anforderung: Alle Unternehmen, die dem PCN unterliegen, mĂĽssen Periodenrechnung verwenden.
Wesentlichkeit​
Wesentlichkeit bezieht sich auf die Bedeutung eines Elements. Ein Element ist wesentlich, wenn seine Auslassung oder falsche Darstellung die Entscheidungen der Nutzer beeinflussen könnte.
Warum es wichtig ist:
- Ermöglicht, unwesentliche Elemente effizient zu behandeln
- Konzentriert die Aufmerksamkeit auf bedeutsame Elemente
- Praktische Anwendung von Buchhaltungsprinzipien
Beispiel: Ein Fehler von 5 € in einem Finanzbericht von 100.000 € ist unwesentlich und erfordert möglicherweise keine Korrektur. Ein Fehler von 50.000 € wäre wesentlich.
Luxemburgische Anwendung: Wesentlichkeit leitet Offenlegungsanforderungen in Finanzberichten und Anmerkungen.
Beziehung zu Finanzberichten​
Diese Prinzipien, Annahmen und Konzepte beeinflussen direkt, wie Finanzberichte erstellt werden:
Bilanz:
- Kostenprinzip: Vermögenswerte zu Kosten erfasst
- Wirtschaftseinheit: Nur Geschäftsvermögen/-verbindlichkeiten enthalten
- Fortführungsprinzip: Vermögenswerte nicht zu Liquidationswert
Gewinn- und Verlustrechnung:
- Ertragsrealisierung: Erträge, wenn verdient
- Periodenabgrenzung: Aufwendungen mit Erträgen abgeglichen
- Periodenrechnung: Deckt spezifische Periode ab
Alle Berichte:
- Vollständigkeitsgrundsatz: Anmerkungen bieten zusätzliche Informationen
- Geldeinheit: Alle Beträge in Euro
- Periodenrechnung: Transaktionen, wenn sie auftreten
Luxemburgische Einhaltungsnotiz​
Luxemburgische Buchhaltungsstandards (PCN) integrieren diese Prinzipien. Alle beim RCS eingereichten Finanzberichte mĂĽssen:
- Kostenprinzip für Vermögenswerte befolgen
- Periodenrechnung verwenden
- Periodenabgrenzungsprinzip anwenden
- Vollständigkeitsgrundsatz in Anmerkungen einschließen
- FortfĂĽhrungsprinzip annehmen
- Euro als Geldeinheit verwenden
Denken Sie nach​
Maries Restaurant erhält im November eine Anzahlung von 1.000 € für ein Catering-Event im Dezember. Wann sollten diese Erträge laut Ertragsrealisierungsprinzip erfasst werden? Warum?
Konzepte in der Praxis​
Luxemburgische MwSt und Periodenrechnung:
Wenn ein luxemburgisches Unternehmen einen Verkauf tätigt:
- Erträge werden erfasst, wenn der Verkauf stattfindet (Periodenrechnung)
- MwSt wird gleichzeitig als MwSt-Verbindlichkeit (430000) erfasst
- Der Zeitpunkt des Geldeingangs ist getrennt von der Ertragsrealisierung
Dies gewährleistet genaue MwSt-Berichterstattung und Einhaltung der eCDF-Einreichungsanforderungen.