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28.5 Steuerbuchhaltung: Steueraktiva und -passiva

Steuerbuchhaltung verstehen​

Steuerbuchhaltung umfasst die Erfassung der Steuerauswirkungen von Transaktionen in Finanzberichten. Dies umfasst laufende Steuern (für das laufende Jahr zu zahlende Steuern) und latente Steuern (Steuerauswirkungen temporärer Unterschiede zwischen Rechnungslegungs- und Steuerbehandlung).

Temporäre Unterschiede​

Was sind temporäre Unterschiede?​

Temporäre Unterschiede entstehen, wenn:

  • Einnahmen oder Ausgaben in verschiedenen Perioden fĂĽr Rechnungslegung vs. Steuer erfasst werden
  • Abschreibungsmethoden zwischen Rechnungslegung und Steuer abweichen
  • RĂĽckstellungen unterschiedlich behandelt werden
  • Andere Timing-Unterschiede bestehen

Wichtiger Punkt: Temporäre Unterschiede kehren sich im Laufe der Zeit um und schaffen latente Steueraktiva oder -passiva.

Latente Steueraktiva​

Wann latente Steueraktiva entstehen​

Latente Steueraktiva entstehen, wenn:

  • SteuerabzĂĽge vor Rechnungslegungsausgaben erfasst werden
  • Rechnungslegungsausgaben SteuerabzĂĽge ĂĽbersteigen
  • Steuerverluste zukĂĽnftige Steuervorteile schaffen
  • Andere Situationen, in denen gezahlte Steuern Rechnungslegungssteueraufwand ĂĽbersteigen

Beispiel:

  • Rechnungslegungsabschreibung: €10.000
  • Steuerabschreibung: €15.000
  • Unterschied: €5.000 (Steuerabzug ĂĽbersteigt Rechnungslegungsausgabe)
  • Latentes Steueraktivum: €5.000 Ă— 24,94% = €1.247

Erfassung latenter Steueraktiva​

Erfassungskriterien:

  • Muss wahrscheinlich sein, dass zukĂĽnftiger steuerpflichtiger Gewinn verfĂĽgbar ist
  • Kann latentes Steueraktivum zur Reduzierung zukĂĽnftiger Steuern verwenden
  • Wertberichtigung kann erforderlich sein, wenn RĂĽckgewinnung unsicher

Latente Steuerpassiva​

Wann latente Steuerpassiva entstehen​

Latente Steuerpassiva entstehen, wenn:

  • Rechnungslegungsausgaben vor SteuerabzĂĽgen erfasst werden
  • SteuerabzĂĽge Rechnungslegungsausgaben ĂĽbersteigen
  • Einnahmen fĂĽr Rechnungslegung vor Steuer erfasst werden
  • Andere Situationen, in denen Rechnungslegungssteueraufwand gezahlte Steuern ĂĽbersteigt

Beispiel:

  • Rechnungslegungsabschreibung: €15.000
  • Steuerabschreibung: €10.000
  • Unterschied: €5.000 (Rechnungslegungsausgabe ĂĽbersteigt Steuerabzug)
  • Latentes Steuerpassivum: €5.000 Ă— 24,94% = €1.247

Buchhaltung latenter Steuern​

PCN-Buchhaltung​

Latentes Steueraktivum:

  • Soll: Konto 281 (Latente Steueraktiva)
  • Haben: Konto 695 (Steueraufwand) oder Konto 13 (SteuerrĂĽckstellungen)

Latentes Steuerpassivum:

  • Soll: Konto 695 (Steueraufwand)
  • Haben: Konto 17 (Latente Steuerpassiva)

Häufige temporäre Unterschiede​

1. Abschreibungsunterschiede​

Situation:

  • Rechnungslegung: Lineare Abschreibung
  • Steuer: Beschleunigte Abschreibung

Ergebnis:

  • FrĂĽhe Jahre: Latentes Steuerpassivum (Steuerabschreibung > Rechnungslegung)
  • Spätere Jahre: Latentes Steueraktivum (Rechnungslegungsabschreibung > Steuer)
  • Kehrt sich ĂĽber Vermögenswertlebensdauer um

2. Rückstellungen​

Situation:

  • Rechnungslegung: RĂĽckstellungen sofort erfasst
  • Steuer: RĂĽckstellungen nicht abzugsfähig bis gezahlt

Ergebnis:

  • Latentes Steueraktivum geschaffen
  • Kehrt sich um, wenn RĂĽckstellung gezahlt wird

3. Ertragserfassung​

Situation:

  • Rechnungslegung: Ertrag erfasst, wenn verdient
  • Steuer: Ertrag erfasst, wenn erhalten

Ergebnis:

  • Latentes Steuerpassivum, wenn Ertrag zuerst fĂĽr Rechnungslegung erfasst
  • Kehrt sich um, wenn Ertrag fĂĽr Steuer erhalten

Steueraufwandsberechnung​

Gesamter Steueraufwand​

Komponenten:

  1. Laufender Steueraufwand: FĂĽr laufendes Jahr zu zahlende Steuer
  2. Latenter Steueraufwand: Änderung latenter Steueraktiva/-passiva

Formel:

  • Gesamter Steueraufwand = Laufende Steuer + Latenter Steueraufwand

Beispiel:

  • Laufende Steuer: €50.000
  • Latenter Steueraufwand: €2.000
  • Gesamter Steueraufwand: €52.000

Luxemburg-Compliance-Hinweis​

Wichtige Anforderungen:

  • Genaue Berechnung: Latente Steuern genau berechnen
  • Ordentliche Erfassung: Latente Steuern in Finanzberichten erfassen
  • Wertberichtigungen: Bedarf an Wertberichtigungen berĂĽcksichtigen
  • Offenlegung: Latente Steuern in Finanzberichten offenlegen
  • Professionelle Beratung: Buchhalter fĂĽr komplexe Situationen konsultieren

Häufige Probleme:

  • Fehlende latente Steuern: Latente Steuern nicht erfassen
  • Berechnungsfehler: Fehler bei Berechnung latenter Steuern
  • Wertberichtigungen: Bedarf an Wertberichtigungen nicht berĂĽcksichtigen
  • Umkehrungszeitpunkt: Falscher Zeitpunkt von Umkehrungen

Nachdenken​

TechLux Solutions kauft Ausrüstung für €100.000. Für Rechnungslegung verwenden sie lineare Abschreibung (10% pro Jahr). Für Steuer verwenden sie beschleunigte Abschreibung (50% im ersten Jahr). Wie wird dies latente Steuern schaffen? Was wird über die Vermögenswertlebensdauer passieren?

Konzepte in der Praxis​

Beispiel latente Steuer

AusrĂĽstungskauf von TechLux Solutions:

Ausrüstung: €100.000 Rechnungslegungsabschreibung: 10% pro Jahr (€10.000) Steuerabschreibung: 50% erstes Jahr (€50.000), dann 20% (€10.000)

Jahr 1:

  • Rechnungslegungsausgabe: €10.000
  • Steuerabzug: €50.000
  • Unterschied: €40.000 (Steuer > Rechnungslegung)
  • Latentes Steuerpassivum: €40.000 Ă— 24,94% = €9.976

Jahr 2:

  • Rechnungslegungsausgabe: €10.000
  • Steuerabzug: €10.000
  • Unterschied: €0
  • Latente Steuerumkehrung: €9.976 (Passivum reduziert)

Ergebnis: Latentes Steuerpassivum in Jahr 1 geschaffen, kehrt sich in Jahr 2 um.