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30.1 Rechtsrahmen: Handelsgesetzbuch-Anforderungen

Überblick

Die Finanzberichterstattung in Luxemburg wird von einem umfassenden Rechtsrahmen geregelt, der EU-Richtlinien mit luxemburgischer Gesetzgebung kombiniert. Das Verständnis dieses Rahmens ist grundlegend für die Compliance.

Primäre Rechtsquellen

Gesetz vom 19. Dezember 2002 (Rechnungslegungsgesetz)

Das Gesetz vom 19. Dezember 2002 über das Handels- und Gesellschaftsregister sowie die Rechnungslegung und Jahresabschlüsse von Unternehmen (allgemein als "Rechnungslegungsgesetz" oder "Loi Comptable" bezeichnet) ist die primäre Rechtsquelle für die Finanzberichterstattung in Luxemburg.

Schlüsselbestimmungen:

  • Titel II: Rechnungslegung und Jahresabschlüsse von Unternehmen
  • Definiert die Struktur und den Inhalt der Jahresabschlüsse
  • Legt Rechnungslegungsgrundsätze fest (LUX GAAP)
  • Setzt Einreichungs- und Veröffentlichungsanforderungen fest

Handelsgesetzbuch

Das Handelsgesetzbuch (Code de Commerce) stellt zusätzliche Anforderungen für:

  • Handelsregistereintragung (RCS)
  • Handelsgeschäfte
  • Gesellschaftsformen und -strukturen

Europäische Union Richtlinien

Luxemburg hat mehrere EU-Richtlinien in nationales Recht umgesetzt:

  1. Vierte Richtlinie (78/660/CEE): Jahresabschlüsse bestimmter Gesellschaftsformen
  2. Fair-Value-Richtlinie (2001/65/CE): Bewertungsregeln für Jahresabschlüsse
  3. Modernisierungsrichtlinie (2003/51/CE): Modernisierung der Rechnungslegungsrichtlinien
  4. Transparenzrichtlinie (2006/46/CE): Transparenzanforderungen

Anwendungsbereich

Der Rechnungslegungsgesetz unterliegende Unternehmen

Das Rechnungslegungsgesetz gilt für:

  • Handelsgesellschaften mit Rechtspersönlichkeit:

    • SA (Société Anonyme) - Aktiengesellschaft
    • Sàrl (Société à responsabilité limitée) - Gesellschaft mit beschränkter Haftung
    • SCS (Société en Commandite Simple) - Kommanditgesellschaft
    • SNC (Société en Nom Collectif) - Offene Handelsgesellschaft
    • SCA (Société en Commandite par Actions) - Kommanditgesellschaft auf Aktien
    • SEL (Société d'Économie Mixte) - Gemischte Wirtschaftsgesellschaft
  • Einzelunternehmen, die eine Handelsgeschäftstätigkeit ausüben

  • Vereine und Stiftungen, die eine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben

Ausnahmen und Sonderfälle

Ausnahmen:

  • Kleinstunternehmen (unter bestimmten Bedingungen)
  • Bestimmte gemeinnützige Vereine
  • Spezifische Unternehmen, die speziellen Gesetzen unterliegen

Grundlegende Rechnungslegungsgrundsätze

LUX GAAP

LUX GAAP (Luxemburgische Allgemein Anerkannte Rechnungslegungsgrundsätze) sind die in Luxemburg allgemein anerkannten Rechnungslegungsgrundsätze, basierend auf:

  • Dem Rechnungslegungsgesetz vom 19. Dezember 2002
  • Den umgesetzten EU-Richtlinien
  • Internationalen Rechnungslegungsstandards (in bestimmten Fällen)
  • Etablierten Rechnungslegungspraktiken

Schlüsselgrundsätze

Rechnungslegungsgrundsätze:

  • Bildtreue: Die Abschlüsse müssen ein getreues Bild vermitteln
  • Fortführungsprämisse: Annahme der Unternehmensfortführung
  • Vorsichtsprinzip: Grundsatz der Vorsicht
  • Regelmäßigkeit: Einhaltung von Regeln und Verfahren
  • Aufrichtigkeit: Aufrichtige und genaue Rechnungslegung

Luxemburg Compliance-Hinweis

Kritische gesetzliche Anforderungen:

  • Rechnungslegungsgesetz: Alle Unternehmen müssen sich daran halten
  • Handelsgesetzbuch: Zusätzliche Anforderungen für bestimmte Unternehmen
  • EU-Richtlinien: Umsetzung in nationales Recht
  • LUX GAAP: Zu befolgende Rechnungslegungsgrundsätze
  • Compliance: Nichteinhaltung kann zu Strafen führen

Wichtige Überlegungen:

  • Den anwendbaren Rechtsrahmen verstehen
  • Den Rechnungslegungsgrundsätzen entsprechen
  • Angemessene Dokumentation aufbewahren
  • Bei Bedarf Fachleute konsultieren